Virtuell im Klassenzimmer – Avatar schafft neue Wege der Teilhabe
Ein Roboter an der Oberderdinger Realschule ermöglicht Schulalltag trotz Krankheit – ein Projekt mit Vorbildcharakter.„Alle großen Schulen brauchen einen Avatar, der kranken Schülerinnen und Schülern die Teilnahme am Unterricht ermöglicht“, sagte Gregor Svoboda, Rektor der Leopold-Feigenbutz-Realschule.Seit Herbst 2024 hat die Oberderdinger Realschule einen eigenen Avatar. Der Schulleiter lud am 4. Juli Stadträte und Sponsoren ein, um ihnen die Fähigkeiten und Vorteile des Telepräsenzgeräts vorzustellen.Mit großen, freundlichen Augen blickt der kleine, weiße Roboter in die Runde und mustert interessiert die anwesenden Personen. Dann ertönt die Stimme des Rektors aus dem Avatar, der die Gruppe von seinem Büro aus begrüßt.„Ein Avatar ersetzt keinen Schulbesuch, aber er schafft Teilhabe“, erzählt Svoboda. Der Telepräsenzroboter ermögliche einem länger erkrankten Kind, weiterhin den Kontakt zur Klassengemeinschaft zu halten.Fasziniert bewundert die Gruppe, wie die Augen des kleinen Roboters etwas schmaler werden und sich die Augenbrauen zu geraden, angespannten Linien ziehen. Sein Gesichtsausdruck wirkt nun ernst und nachdenklich. „Das Kind kann durch den Avatar seine Stimmung und Emotionen ausdrücken“, demonstriert Gregor Svoboda.Dann wandern die gebannten Blicke der Anwesenden zu dem grünen Leuchten auf dem Kopf des Avatars. So könne das Kind signalisieren, dass es sich am Unterricht beteiligen möchte, erklärt Svoboda. Blaues Leuchten bedeute hingegen, dass es gerade nicht vom Lehrer aufgerufen werden will.Der Kopf des Avatars ist um 360 Grad drehbar. „Das ist der große Vorteil“, hebt Svoboda hervor. Bei bisherigen Teilnahmemöglichkeiten, zum Beispiel über Facetime, wird ein Tablet starr auf einem Stativ im Klassenraum fixiert.Mit dem Avatar könne das Kind nun selbst bestimmen, wohin es schaut und worauf es seine Aufmerksamkeit richtet. Svoboda zufolge erhalte das Kind so einen Rundumblick, der nicht nur Sicht ermöglicht, sondern auch Interaktion.Ausgangspunkt für den Einsatz des Avatars an der Oberderdinger Realschule sei ein chronisch krankes Kind gewesen, dessen Eltern sich den Gebrauch eines solchen Geräts wünschten.Der Preis des Avatars von 4.000 Euro konnte durch Spenden überwiegend der Fischer Stiftung, der Blanc & Fischer Familienholding und der Spedition Oharek getragen werden. Darüber hinaus halfen noch mehrere Kleinspender, unter anderem auch Schulklassen der LFR, über den Förderverein der LFR bei der Beschaffung mit. Die jährlichen Lizenzkosten von 700 Euro übernimmt das Kreismedienzentrum des Landkreis Karlsruhe.Neben dem in Oberderdingen hat das Kreismedienzentrum noch zwei weitere Avatare im Einsatz, die bisher an vier weiteren Schulen bei Bedarf eingesetzt wurden. Auch der Leiter des Zentrums Torsten Traub ist von den Telepräsenzrobotern überzeugt. „Ich weiß von einer Schülerin mit Krebs, die dank des Avatars gut durch die Abschlussprüfungen gekommen ist“, erzählt Traub begeistert.
BNN